....und dann war da dieser Sonntagnachmittag in Nairobi.
Ich spazierte so durch die Gegend, als mich ein junger Mann ansprach. Zuerst die übliche Frage:"Whats your country?" Und dann ergab eins das andere. Er sei Student und auf dem Sprung nach Germany, und da käme ich ja gerade recht, um ihm etwas über das Land, die Leute und die Lebensbedingungen zu erzählen.
Nun ja, es war ein friedlicher Sonntagnachmittag, ich hatte nichts besonderes vor, und das Rathaus von Nairobi mit seinem großen grünen Innenhof schien mir ein sicherer Ort zu sein, mich mit diesem "Studenten" zu unterhalten.
Wir nahmen also Platz, bestellten Fruchtsaft, und ich wartete auf seine Fragen. Aber die kamen nicht. Stattdessen kamen immer mehr junge Männer an unseren Tisch, und schließlich erschien der "Chef" der Truppe, ein junger Mann im Nadelstreifenanzug mit Sonnenbrille, Goldkettchen an den Handgelenken und ein paar Ringen an den Fingern.
Er stellte sich als Botschafter von Nelson Mandela und dem ANC vor. Und ohne weitere Umschweife bat er mich um eine Geldspende für den "guten Zweck". Ich lehnte ab, denn ich kannte selbst genug "gute Zwecke", um die ich mich zu kümmern hatte.
Die Stimmung wurde frostig. Es wurden mehr Getränke bestellt aber nicht bezahlt.
Man fragte:" Bist Du etwa für die Apartheit und gegen Mandela ?" Ich verneinte, bestand aber darauf, dass ich kein Geld spenden werde.
Die Herren rückten näher an mich heran. Ich rief den Kellner und verlangte die Rechnung. Ich bezahlte alle Getränke, auch die, die ich nicht bestellt hatte.
Dann machte der Mann im Nadelstreifen einen letzten Versuch:" Schreib mir Deinen Namen und Deine Adresse auf. Mandela wird Dir einen Brief schicken."
Ich lehnte ab, stand auf und ging hinaus. Draussen fielen mir ein paar Typen auf, die mich beobachteten und ein Stück verfolgten.
Wochen später traf ich in Ruanda einen Briten, und wir sprachen so über unsere Erlebnisse in Afrika. Als ich ihm von dem Sonntagnachmittag in Nairobi erzählte, wurde er ganz still. Aber dann berichtete er, wie es ihm ergangen war.
Er war auch im Innenhof von dem Rathaus von den jungen Männern belabert worden, und er hatte Geld gegeben und seinen Namen und seine Adresse genannt. Draussen wurde er dann verhaftet und beschuldigt, eine Terrororganisation unterstützt zu haben.
Man hat ihn laufen lassen, aber erst, nachdem er sein gesamtes Geld abgeliefert hatte.
Ich gehe davon aus, dass Mandela nichts von diesen Umtrieben gewusst hat.