Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

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Sellabah
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Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#1

Beitrag von Sellabah »

Ich bin 57. Über 30 Jahre in der gleichen Bude. 41 Jahre Frohn mache ich diesen Sommer voll.
Alles gut aufgebaut, läut perfekt und hat immer viel Spaß gemacht.
Selbst in der Krise passt alles und man schafft mit allen Mitarbeitern dadurch.

Aber tief in meinem Inneren will ich nicht mehr. Entscheidungen werden Eiertänze, zu Mitmenschen verliere ich die Wellenlänge und die "einsame" Arbeit unter Coranabedingungen, die drückt schon das Gemüt enorm.
Ich hab mein Leben lang stetig wiederkehrende Prozesse gehasst.

Eigentlich ja ein Thema, wo man gesellschaftlich sehr mit anecken kann, aber hilft ja nichts. Wer keinen Bock mehr hat, bleibt dauerhaft nicht produktiv.


Kennt das jemand? Hat es jemand hinter sich? Wie geht man es clever oder einigermaßen fair an?
Bekommt man danach wirklich eine Lebensqualität oder fällt man in ein tiefes Loch?

Überwiegt Lebensqualität oder kämpft man gegen die finanzielle Einbuße?

LG
Sven
Mit ´nem ALPA unterm Hintern, lässt sich prima überwintern.
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ivalo
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#2

Beitrag von ivalo »

Guten Morgen

Mit 60 habe ich mich pensioniert und ins Privatleben zurückgezogen.
Ein guter Entscheid und die vergangenen bisher 16 Jahre waren die Besten meines Lebens.
Bereut habe ich nichts, höchstens dass ich es nicht bereits früher getan habe.

Die Altersguthaben habe ich mir ausbezahlen lassen und lasse das Geld für mich arbeiten.
Die Beschäftigung mit Anlagen in gut geführte, solide CH-Unternehmen macht Spass und ich habe darin einen wesentlichen Teil meiner Tagesstruktur.
Eine solche ist wichtig, um nicht in das berüchtigte "Pensionsloch" zu fallen.

Für mich stimmt es heute noch. Das muss nicht für alle so sein.
Jeder soll/wird seine eigenen Erfahrungen machen.

Demnächst werden wir durchs Tirol in die Steiermark reisen.
Inzwischen ist das Fernweh aus meinem Leben nahezu vollständig verschwunden und am liebsten bin ich eigentlich zu Hause.
Nirgendwo habe ich es besser und manchmal frage ich mich unterwegs schon, warum ich mir das noch antue.
Das ist das Gute am Reisen mit dem ReiMo - jeden Tag kann umgedreht und die Heimreise angetreten werden.
Irgendwie beruhigend.

Sven, höre auf Deine innere Stimme und folge ihr.
Sie hat immer recht - das ist meine Lebenserfahrung.
Einen Nachteil hat sie bei mir, sie ist oft sehr leise und man muss gut hinhören.

Gruss Urs
Adler fliegen alleine, Schafe gehen in Herden. Alte Adler fliegen langsam, aber sie sehen mehr.
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. Albert Einstein
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Snowpark
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#3

Beitrag von Snowpark »

Sellabah hat geschrieben: Di 1. Jun 2021, 10:31
Aber tief in meinem Inneren will ich nicht
Ging mir nach 45 Jahren (bin 61 Jahre jung :mrgreen: ) im Job auch so.
Viele Jahre gerne zur Arbeit, aber 5 Jahre vor Massenentlassungen im März 2020 habe ich mich fast zur Arbeit gequält.

Gut, war zwar nicht meine Entscheidung, aber passte doch. Mir fehlt nichts in meinem einfachen Leben. Hab ja nur noch mein Womo und muss mich sonst um nichts kümmern, vielleicht ein Hund wäre schön.
Liebe Grüße *HI*
Snowpark
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Schaschel
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#4

Beitrag von Schaschel »

Bin "Frühpensionär" , vielleicht nicht mit Deiner Situation vergleichbar. Aus gesundheitlichen Gründen mit 54 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, gegen den eigenen Willen. Klar waren da Existenzängste, schließlich gab es Einbußen hinzunehmen und das Haus hatten wir erst gut sechs Jahre zuvor gekauft. Hat mich Nerven gekostet, bis ich / bis wir da durch waren. Hab ' ne super Frau an meiner Seite, das hat sehr geholfen. Wo ich heute stünde, wäre sie nicht gewesen, möchte ich gar nicht wissen. Also wurde quasi bei Null wieder angefangen.
Abgesehen von den gesundheitlichen Baustellen waren es viele verschiedene Umstände, die zu meinem "kein Bock und keine Kraft mehr" geführt haben, das erlebt wohl jeder anders. Heute schätze ich meine geschenkten Jahre, die Einbußen waren bzw. sind gut verschmerzbar. Meiner Frau geht's ganz ähnlich, ist ebenfalls durch Beruf und drumherum gesundheitlich "aufgebraucht". Volle Erwerbsminderungsrente bezieht sie seit einem Jahr und hätte ihren Job auch nicht weitermachen können, selbst wenn sie gewollt hätte.
Den Generationenwechsel auf der Arbeit oder besser gleich zwei, haben wir so erlebt, wie Du es schrubst: man "versteht" die Leute nicht mehr bzw. fühlt sich ihnen immer weniger zugehörig. Zu viele Bedingungen im Arbeitsleben hatten sich geändert, selbständiges Denken war nicht mehr gefragt, sogar verpönt. Nur was für Weichgespülte. In meinem Job konnte ich nicht mehr gut sein und zugleich noch morgens in den Spiegel gucken. Nach zehn Jahren draußen ist das noch krasser geworden, die nun geforderte innere Einstellung vermag ich bei mir nicht zu finden. Ich bin froh, daß ich raus bin und wir haben das Glück gut klarzukommen, müssen nur noch halbwegs gesund bleiben. So darf's bleiben.
Ich mag halt Enten und bevorzuge meine Muttersprache.
Anon11
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#5

Beitrag von Anon11 »

Wenn es finanziell machbar ist... Lebenszeit kann einem niemand mehr zurück geben! Unbezahlbar!
Sparks (verstorben)
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#6

Beitrag von Sparks (verstorben) »

Schaschel hat geschrieben: Di 1. Jun 2021, 10:57
Bin "Frühpensionär"
Mir ging es fast genau so.
Auch wenn es volkswirtschaftlich nicht gesund ist, aber heute, aus meiner Erfahrung, rate ich jedem wenn es passt, steig aus. Es ist besser vorbereitet zu gehen, als das Arbeitsende aus welchen Gründen kommt und man ist nicht vorbereitet. Dann brauchst du nämlich über ein Jahr um dich mit der Situation anzufreunden.
Verstehe wer will, 0,1%mehr Nahrung retten nicht die Welt, aber 0,1% ......... schaffen das.
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SaJu
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#7

Beitrag von SaJu »

sobald es geht bin ich weg. Sprich: Noch warten bis die Kinder mit den Ausbildungen durch sind. So wie es aussieht wird bis 2024 noch die Möglichkeit auf Altersteilzeit angeboten. Dann wäre ich Ende 2027 mit dem aktiven Teil durch. So ist der Plan. Meine Frau muss vermutlich länger schuften. Aber dann kann ich schon mal zu Hause alles in Ordnung halten und wir haben mehr Quality Time - oder ich fahre schon mal in Richtung Frankreich/Spanien und hole sie dann vom Flughafen ab. Mal schauen was die Zeit so gibt.
Juppi
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biauwe
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#8

Beitrag von biauwe »

Sellabah hat geschrieben: Di 1. Jun 2021, 10:31
Überwiegt Lebensqualität oder kämpft man gegen die finanzielle Einbuße?
Ja!

Ich konnte mit 61 Jahren, 17 Tage vor dem 62. aufhören.
Diese Freiheit möchte ich nicht mehr missen.
Meine Frau hat ihren Jopp gekündigt, ohne sie würde ich nicht reisen wollen.
In Kürze sind wir dann schon 3 Jahr auf uns selbst gestellt und müssen klarkommen.
Gruß Uwe
Aktuelle Reise: https://ski-web24.de/reisen/2024-25_win ... /frame.htm
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AndiEh
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#9

Beitrag von AndiEh »

Ich werde meine 8 Jahre bis 65 noch voll machen müssen. Früher geht es finanziell einfach nicht. Vielleicht gewinnne ich ja im Lotto.

Gruß
Andi
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Anuzs
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#10

Beitrag von Anuzs »

Gude! Hammerthema. Midlife Crisis auf die ein oder andre Art, macht wohl jeder mal durch. Es ist, wenn ich mir es genau überlege ja auch der Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Meistens hat man viele Lebensziele schon erreicht, ist finanziell einigermaßen abgesichert (oder auf dem Weg dorthin), hat Kinder, die aus dem gröbsten raus sind und die neuen Horizonte auf der Arbeit sind auch nicht mehr so klar und schön wie dereinst. Die Kraft läßt nach (auch wenn man es nicht wahrhaben will), die Haare werden Licht. Auf Familienfesten hört man nicht mehr: "Setz Du Dich mal zu den Jungen". Man ist nicht mehr die Nachwuchsführungskraft, die den Laden voranbringt. Die Chefs werden jünger und die Themen, die man bereits mehrfach innerhalb seiner Karriere durchgekaut hat, werden immer wieder durchgekaut, die allermeisten mit demselben Ergebnis (nicht falsch verstehen, ich bin arger Verfechter von Change, aber manche Dinge brauchen keine Änderung, weil schon optimiert). Früher war ich stolz, wenn ich meine Dienstjahre genannt habe, mittlerweile nimmt das auch ab. Man ist dann schnell in der Opa Ecke (und das mit noch nichtmal Mitte Fünfzig) wenn man auf 35 Dienstjahre zurückblicken kann. Die heutige Generation (zumindest in unserem Bereich - internationaler Konzern) kann sich eine Karriere in nur einem Unternehmen gar nicht mehr vorstellen (hab alle 3-5 Jahre etwas grundlegend neu aufgebaut, war nie langweilig und bin gut rumgekommen). Allerdings erwische ich mich auch immer öfter beim Null-Bock-Haben und einer Grundmüdigkeit. Hätte ich die 90 Millionen gewonnen (war einer hier aus dem Rhein-Main Gebiet) würde ich keinen Tag mehr länger arbeiten gehen (na gut, ich würde noch ordentlich abwickeln und nicht einfach hinschmeißen). Daher gehe ich meinem Tagwerk nach, da die Kinder noch nicht ganz fertig sind und ein paar Jährchen noch müssen. Die werde ich auch noch rumkriegen. Mir hilft - ohne Mist - Meditation und den Blickwinkel verändern. Wenn ich Glück habe, gibt es in ein paar Jahren eine neue Welle und ich kann mit Ende Fuffzich dann in den Sack hauen. Bis dahin gilt: "Weiter! Immer weiter! (Oliver Kahn)". Hat auch was :-)
Es grüßt freundlich der Anuzs!

Habe die Ehre!
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Travelboy
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#11

Beitrag von Travelboy »

Ich habs getan und nicht bereut,
allerdings auf Basis einer 7-jährigen Altersteilzeit.

Und wie ich dann endlich frei war hab ich meiner Frau gesagt "Ich fahre jetzt mit dem Mobil nach Spanien und schick dir eine Ansichtskarte - oder du hörst auch auf und kommst mit"

Sie ist dann mitgekommen und seitdem genießen wir unsere Freiheit, wir haben es beide nicht bereut.
Schöne Grüße
Volker
Anon7
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#12

Beitrag von Anon7 »

Sven, nicht darüber nachdenken!
Zaudern hilft nicht, die Meisten, die frühzeitig in "Altersruhe" gingen, gleich ob freiwillig oder mit sanftem Druck, werden Dir nur sagen: " Schade, es nicht schon früher gemacht zu haben.

Also: Ja! Machen!

Ich konnte mit 57 in "Altersteilzeit" , klar, mit Gehaltseinbuße ( nur noch 83% ) für drei Jahre, dann, mit 60 im passiven Zeitraum aber, bei gleichem Gehalt, ohne Arbeitsleistung schon zu Hause. Mit 63 in Vollrente, gerade so, dass kein Abzug wg. Verlegung des Renteneintrittalters griff. Mit Beginn meiner passiven Arbeitszeit stellte meine Frau ihre Arbeit beim Augenarzt ein, sodass wir reisen konnten wann und wie lange wir wollten
Für mich war der Ausstieg, nach Lehre, Studium und mehr als 36 Jahren in Lärm und Hitze einer Glashütte, In reine Lebensjahren addiert 43 Jahre, einfach eine Erleichterung. Die Mitarbeiter fehlten in den ersten Wochen, die Reiseplanungen haben aber schnell darüber hinweg geholfen.
fernweh007
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#13

Beitrag von fernweh007 »

Ich hatte mit 54 die Gelegenheit zum privaten Ruhestand und habe sie genutzt.
Die Entscheidung habe ich keine Sekunde bereut.

Natürlich muss man schon „ein Typ“ dafür sein .... ich hielt mich nicht für so wichtig und für unverzichtbar.
Auch das Finanzielle muss passen. Man kann mit Geldsorgen das Leben als „Privatier“ nicht genießen, wobei ich wörtlichem Sinn auch „arbeitslos“ bin :-P (kommt immer drauf an, wem ich meinen Lebensstatus erzähle)

Wir fühlen uns durchaus privilegiert und kamen und kommen von vielen Reisen mit Demut zurück ... in dem Wissen, wie gut es uns geht.

Mein Liebste ist aber auch die Liebste von allen ... wir genießen jeden gemeinsamen Tag. Das ist wohl das wichtigste für unseren derzeitigen Lebensabschnitt.

LG
Dietmar
<Anon1>

Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#14

Beitrag von <Anon1> »

Sellabah hat geschrieben: Di 1. Jun 2021, 10:31
Aber tief in meinem Inneren will ich nicht mehr.
Aus meiner Sicht, wenn finanziell machbar, dann raus aus der Tretmühle. Aber jeder Mensch ist anders gestrickt, abgesehen vom finanziell möglichen, muss man selbst wissen was man will. Plötzlich nicht mehr täglich schaffen ist ein großer Lebenseinschitt, nicht jeder kommt damit zurecht, nicht jeder weiß die Zeit zu füllen.

Mein Arbeitgeber hat mir mit 57 den Absprung auf Grund einer betrieblichen Umstrukturierung angedient, da habe ich zugegriffen. Bis jetzt durfte ich 16 Jahre Freiheit genießen und nicht einen Tag bereut.
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Fazerfahrer
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#15

Beitrag von Fazerfahrer »

Ich werde in Kürze 54 Jahre alt. Als Angestellter derzeit noch etwas früh an den Ausstieg in nächster Zeit zu denken.
Klar für mich ist allerdings, daß ich jede Chance nutze frühzeitig auszusteigen sobald es finanziell machbar ist ohne den derzeitigen Lebensstandard tiefgreifend ändern zu müssen. In cirka fünf Jahren sollten die finanziellen Belastungen allerdings schon wesentlich niedriger ausfallen. Meine Arbeit macht mir Spass und ich genieße auch meine Freiheiten welche ich mir in meinem Job über viele Jahre aufgebaut habe, aber trotzdem habe ich keine Bedenken für ein Leben nach der Arbeit.

Meine Frau wird vermutlich in spätestens 2-3 Jahren in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen und dann ist mein Ziel vermehrt mit unserem Wohnmobil auch für längere Zeit unterwegs zu sein, da ich problemlos von unterwegs arbeiten kann solange ich Internet und Mobilfunk Empfang habe. Ich arbeite bereits seit 3,5 Jahren unabhängig von Corona im Homeoffice so daß dies auch irgendwo in Europa sein kann (meine derzeitigen Teammitglieder sind sowieso in Europa verstreut).
Mit Grüßen aus dem Fränkischen Seenland, Thorsten.
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Chief_U
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#16

Beitrag von Chief_U »

Hallo Sven,

mir ging es mit 48J so. In der Nacht vom 30.08 zum 31.08.2013 fragte ich meine Frau, warum wir uns dieses Hamsterrad noch antun. Ein paar Tage später wollte sie wissen, wie ich das meinte. Ich darauf, einfach kontrolliert aufhören. Ende 2013 kündigten wir unsere Francise Veträge mit einer fairen Lösung für beide Seiten. Ursprünglich war der Ausstieg für die zweite Jahreshälfte 2014 geplant. Auf Grund, daß der Francise Partner keinen geeigneten Nachfolger fand, zog sich das Ende bis zum 14.01.2015 um 16:00 hin. Trotz allem waren die letzten sechs bis acht Monate richtig gut. Denn wir sahen schon das Licht am Ende des Tunnels! Sechs Wochen vor meinem Fuffzichsten war ich raus! Das war die beste Entscheidung ever. Finanziell, naja hat sich gut entwickelt. Der Spruch „eine Tür machst zu, eine neue Tür geht auf“ traf bei uns voll zu. Vollkasko Denken und alle Unwägbarkeiten berücksichtigen ( das typisch deutsche) geht nicht. Aber, wie Du und ich als Selbständiger, geh darauf einfach los. Nicht zurück schauen und lieber für die Zukunft Lösungen finden. Und die finden sich immer! Wir beide sind in kein Loch der Langeweile gefallen. Allein die Zeit der letzten sechs Jahre, die für die Enkel da war, hätte es während der Selbstständigkeit nicht gegeben. Und jetzt ist wieder die schönste Zeit, wenn ich auf meiner Hecksitzgruppe lümmle und Sonntag Abend den meisten beim heimfahren nachwinke…
Wenn Dir danach ist, Dich zu verändern, mach es. Und treff die Entscheidung nur mit Dir und Deiner Frau! Dem Umfeld geht das nix an. Die deutschen Bedenkenträger raten Dir eh nur ab, vor allem weil sie insgeheim der blanke Neid plagt. Und wenn’s nach einiger Zeit merkst, das ist nichts, dann justierst die Weichen neu ( was ich mir nicht vorstellen kann bei Dir)!
Viele Grüsse
Chief_U / Uwe
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Agent_no6
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#17

Beitrag von Agent_no6 »

Ich bin erst seit dem Alter mit 36 so richtig berufstätig, davor Hobbystudent, gejobbt, studiert, gelebt..
Dann bin ich auch recht früh Freelancer geworden. Dementsprechend arbeite ich eigentlich noch ganz gerne, bin jetzt 61.
Allerdings ist unsere jüngere Tochter erst knapp 16, d.h ich kann noch gar nicht so richtig los.
Dazu ist meine Frau vor kurzem gestorben - leider viel zu früh - und hat somit unserer gemeinsamen Lebensplanung einen enormen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt muss ich erst mal sehen.
Da ich fast immer Freelancer bin und war, hatte ich es uns immer so eingerichtet, Ferien wie ein Lehrer zu haben, d.h Weihnachten 2 Wo, Ostern 2 Wo, Herbst 2 Wo, Sommer mind. 4 Wochen, dazwischen auch wöchentliche Moped - oder Skitouren mit Kumpels. Also nie mehr als 40 Wo gearbeitet im Jahr, fand ich immer schon angenehm.
Seit mehreren Jahren sowieso nur noch 3-4 Tage Woche, maximal, d.h. 120 - 140 Tage im Jahr im Job, der Rest gehörte Papi der Familie.
Deswegen arbeite ich eigentlich noch ganz gerne, solange ich immer noch etwas beauftragt werde. Ich möchte nicht voll arbeiten und dann irgendwann von 100 auf 0 runterfahren. Lieber so langsam runter, 100 Tage, 80, 60, .. wenn es sich so einrichten lässt, passt das für mich, immer Projektweise? Und somit flattert auch immer noch eine bezahlte Rechnung ins Haus und ich muß nicht ans eingemachte.
Jetzt muss ich erstmal ins Häuschen nach La Palma, vielleicht verkaufe ich auch bald die rollende Hütte und jobbe dann nur noch von der Insel und mache E-MTB-Touren. Muß das noch mit der Kleinen klären, offener Punkt. Und der Hund ist auch noch da. Alles nicht so einfach wenn auf einmal der Partner fehlt, hätte ich mir - bei dem sonst im Leben immer alles geklappt hat - so nicht träumen lassen.
Viele Grüße
Dietmar
Sellabah
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#18

Beitrag von Sellabah »

Prima, das ihr so offen schreibt, allen voran Agent_Dietmar, dass ist nochmal eine besondere Nummer des Schicksals. Mit Kloß im Hals zu lesen, aber super dass Du es kannst und machst.
Ich hoffe die Zeit und deine Pläne helfen Dir.
Ich habe zu meiner Holden einen erheblichen Altersunterschied, in dem Fall bin ich mal jünger, wir würden wahrscheinlich nie eine gemeinsame Rentenzeit erleben.
Und ich würde es aber wichtig finden, denn der normale Alltag ist damit bestimmt niemals nie vergleichbar.

Wichtig bin ich anscheinend schon in meinem Job. Hab oft Finger auf Wunden gelegt, ausgeglichen und mit meiner Erfahrung eingebremst.
Aber irgendwann ist eh damit Feierabend und ich bin ja nicht aus der Welt. Für den Prozeß des Ausstiegs habe ich mir etwa ein halbes Jahr bis maximal ein Jahr gesetzt,
dazu bin ich keiner, der dann alle Zelte hinter sich abbricht. Aber ich hab den Drang, das "Hamsterrad" hinter mir zu lassen. Die Coronazeit hat mir nochmal gezeigt, das man
eigentlich sein Leben viel nach anderen richtet und auch der Freundes- und Bekanntenkreis im Gegensatz zu früher in der Jugend nur "Momentaufnahmen" sind.
Die wenigen realen Begegnungen in dieser komischen Zeit waren aber dann viel wertvoller.
Also kann man Abstand und Veränderung leben und Floskeln virtuell austauschen. Der Enkel geht ab Sommer in die Schule. Für ein oder zwei Nachmittage dann das Leben
in der Nähe parken? Nein. Dann lieber eine intensive Ferienzeit.

Und auf seine Nächsten hören, genau wie Uwe abgeraten hat, sie sind alle dagegen. Und klar doch, es geht den meisten eine helfende Hand verloren oder es wird unbequem den alten Kumpel nochmal zu besuchen.
Auch Neid hab ich schon rausgehört. Dazu versteht keiner, wie ich so einfach Haus, Spochtwagen, Firmenwagen und andere Bequemlichkeiten aufgeben möchte. Unverständnis auch in der Familie.
Aber ich hatte es doch. Und mehr wie manch Anderer.
Und für alles gibt es eine Zeit.
Trotzdem ist ein solcher Schritt endgültig und sollte wohl überlegt sein.

LG
Sven
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Ebi
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#19

Beitrag von Ebi »

Hi Sven

nach Midlifecrises, wie irgendwo geschrieben, hört sich das nicht an. Die hat man früher im Leben, ich hab sie vor einiger Zeit mit ner Harley bearbeitet. Und dann mit noch einer. Das wurde aber flott langweilig und ich hab die Krise für beendet erklärt.

Ratschläge dieser Tragweite kann man eigentlich nur jemand geben, den man im Detail kennt. Schwierige Sache. Ich hab meine Firma mit 57 verkauft, noch ein Jahr GF gemacht, und das war es dann. Am Anfang hat die Arbeit tierisch gefehlt, das hat sich aber im Laufe eines Jahres gelegt. Wer viel gearbeitet hat, vermisst den Stress. Hab ich erst geglaubt, als es bei mir so weit war.

Ohne dir Zucker rein zu blasen, deinen Beiträgen kann man entnehmen, dass du gescheit bist. Du hast ja selbst erkannt, die Finanzen müssen passen. Im Bekanntenkreis bekomme ich immer mal wieder mit, wie sich Leute da etwas in die eigene Tasche lügen. Man will nicht mehr, man kann womöglich nicht mehr, und dann wird gerechnet, mit wie wenig man auskommen kann. Das geht zwar theoretisch, in der Praxis will man auf lieb gewonnene Standards dann aber doch nicht verzichten. Und man hat auch noch mehr Zeit um Geld auszugeben. Ich brauch dir ja nicht zu sagen, was das Mobilchen und die damit verbundenen Reisen kosten.

Wenn die Kasse stimmt, und du der Auffassung bist, dass du nur dieses eine Leben hast, würde ich an deiner Stelle nicht zögern. Wenn du Angst davor hast, dass du die lang ersehnte Rente mit Essen-Schlafen-TV-Internet verbringst, würde ich weiter arbeiten, bis sich das ändert. Den Schritt kann man nicht rückgängig machen, und mit dem erwähnten 4-Punkte-Programm landest du im Frust incl. allerlei Frustbekämpfungsmitteln. Arbeit nervt ja nicht nur, man bekommt Lob, Selbstbestätigung, Erfolg. Das ist mit dem großen Schritt schlagartig weg. Ob du das brauchst und später vermisst, merkst du womöglich erst, wenn der Drops gelutscht ist.

Ein glückliches Händchen wünsch ich dir!
Schöne Grüße
Ebi

www.dannmalweg.de
Dieselreiter
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Re: Früher raus...Tabu oder Vernunft? Wer hat es getan?

#20

Beitrag von Dieselreiter »

Ein gutes Thema, ich mache mal wieder einen auf Querdenker:

Vor einiger Zeit war ich mal für einen Tag im Spital, nix ernsthaftes, war ein geplanter Aufenthalt. Ich bin dann wegen Bewegungsmangel durch die Gänge getigert und habe auch hie und da einen Blick auf die eine oder andere Krankenakte werfen können ... JA SCHEISS DIE WAND AN, das gibt's ja nicht, an was die Leut' alles erkranken können! Und zwar nicht jeder ein einzelnes Wehwehchen, nein, die Akte ließt sich wie ein Servicebericht von einem 30 Jahre alten Lada Taiga!

Das war der Moment der Erkenntnis, wie gut es mir selbst eigentlich in Wahrheit geht. Seitdem denke ich mir immer wieder, wenn mal der "Kein Bock mehr" Frust hochkommt, dass ich gesegnet bin, noch so rüstig zu sein. Und dann packe ich mich bei der eigenen Nase, stecke die Mimose wieder weg und gehe die Probleme wieder an. Ich kann erst mit 65 in Pension gehen - oder 2 Jahre früher mit hohen Abschlägen. Für mich zählt nur mehr, WIE ich das Alter erreiche. Ich möchte mit aufrechtem Gang in die Pension gehen und nicht kriechend, und das geht nur, wenn mich nicht hängen lasse. Ja, ich liebäugle schon mit dem Ruhestand, aber das Leben ist kein Ponyhof.
Grüße Peter, unterwegs auf Carado T334

"Da streiten sich die Leut herum, oft um den Wert des Glücks,
der eine heißt den andern dumm, am End weiß keiner nix."

(Hobellied von Ferdinand Raimund anno 1834, bevor es Foren gab - a g'scheiter Mann)
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