9. Nov. - heute vor 35 Jahren ........

[walter7149]

Wir haben mit unserer kleinen Firma Tausende an Solidaritätsbeitrag gezahlt .......

Dir ist aber auch sicher bekannt, das sämtliche in Ostdeutschland verbliebene diesen Soli auch gezahlt haben ?

[Masure49]

Ein wenig mehr als 35 Jahre liegt folgendes zurück:
Ein Bekannter war Berufskraftfahrer, er befuhr mit einem Tanklastzug regelmäßig die Transitautobahn nach Berlin. Raststätten gab es damals offenbar noch nicht. So fuhr er auf einen Parkplatz als die Blase drückte um sich zu erleichtern. Als die Blase leer und das Werkzeug eingepackt war kamen zwei Vopos hinter dem Gebüsch hervor. Er musste 100 Mark (West) Strafe bezahlen weil er das Staatsgebiet der DDR verunreinigt hat.

Diese "Berufsschickanierer" haben sich nach der Wende "alle in Luft aufgelöst" respektive mussten nach der Wende lernen, kleine Brötchen zu backen und haben sich bis heute nicht mehr davon erholt, plötzlich unter den neuen Gegebenheiten leben zu müssen bzw. sich der neuen Situation in der Bundesrepublik unterordnen zu müssen.
Wie sich nach der Wende herausgestellt hatte, hatten wir 2 solcher Kandidaten in der Verwandschaft.
Nach der Wende kamen sie rüber ( einmal und nie wieder) und haben hier nur noch Gift und Galle auf ihre neuen Herren ausgeschüttet und konnten nicht verstehen, dass ihre Laufbahn als Berufs-Vopos ein für alle Mal zu Ende war und sie sich in der freien Wirtschaft eine Arbeit suchen mußten.
Ich erinnere mich nur mit Grausen an die Schikanen, denen ich damals mehrere Male an der Grenze unterworfen wurde und bin froh und dankbar,
dass diesem kommunistischen Regime für immer ein friedliches Ende gesetzt wurde.
Sehr geschätzt habe ich die Menschen, die sich nach der Wende hier in Bayern sofort eine Arbeit gesucht und fleissig ihre neue Zukunft aufgebaut haben, in Bayern wg. der geografischen Lage hauptsächlich Sachsen und Thüringer, anstatt auf ihr Schicksal zu schimpfen.

[Elgeba]

Aber ich habe auch eine richtig gute Erinnerung an die DDR. Kurz nach der Wende kam ich durch Zufall an eine Packung M - Köpfe, das waren die besten, die ich je gegessen habe.Sollen irgendwo in der DDR produziert worden sein,davon würde ich heute noch welche essen, Diabetes hin oder her.

Gruß Arno

[walter7149]

Hallo Arno, du meinst sicher das Gegenstück von den westdeutschen "Dickmanns" .

Werden seit langer Zeit in Grabow produziert.
Ehemals in der DDR bezeichnet als "Negerküsse".
Heute politisch korrekt umbenannt zu "Schokoküsse".

Haben tatsächlich immer besser geschmeckt als die "Dickmanns"

[Elgeba]

Hallo Arno, du meinst sicher das Gegenstück von den westdeutschen "Dickmanns" .


Werden seit langer Zeit in Grabow produziert.
Ehemals in der DDR bezeichnet als "Negerküsse".
Heute politisch korrekt umbenannt zu "Schokoküsse".

Haben tatsächlich immer besser geschmeckt als die "Dickmanns"

Danke, jetzt habe ich nur noch zwei Möglichkeiten.Entweder niemals hinfahren, oder .......


Gruß Arno

[AndiEh]

OFFTOPIC Gefahr.

Ich bitte die Oftopic Beiträge einzustellen.

Das Tehma ist nicht zum diskutieren von Gehältern und vergleichen von Ost und West da, sondern bezieht sich auf das konkrete Thema 09. Nov. vor 35 Jahren.

Alles andere bitte woanders diskutieren.

Ich werde jetzt mal so einiges verschieben.

Gruß
Andi

[biauwe]

Wir sind Anfang 90 mit dem Trabi zu Seminaren der Konrad-Adenauer-Stiftung gefahren.
Es ging um Wirtschaft.
Bocholt und Bad Königshofen.
Wir wollten wissen wie das so im Westen ist.
Versicherungsberatung hatten wir damals im Osten gemacht.
Und ob der Arbeitsvertrag aus dem West wasserdicht ist, um alten Ostbetrieb, mit der Gewerkschaft aus dem Westen.

Oder das Vorstellungsgespräch im Westen. Rüber mit dem Trabi.
Die Sozialarbeiterin half uns dann bei der Wohnungssuche.
Wir mußten einen Wohnungsantrag ausfüllen und es wurden 3 Wohnungen angeboten.
Zur Wohnungsbesichtigung ging es dann mit dem Mercedes und den Werksfahrer.

[Janoschpaul]

Dir ist aber auch sicher bekannt, das sämtliche in Ostdeutschland verbliebene diesen Soli auch gezahlt haben

Ja

edit by Edith

Also geht’s noch ?
Ich habe nur geschrieben, dass wir als kleiner Handwerksbetrieb viele Jahre tausende Euros zur Förderung Ostdeutschlands gezahlt haben und dann liest man hier unglaubliche Antworten.
Sag mal, Du weißt aber schon und Du fährst ja auch dort hin. Einer fängt von Renten an ?

Wir dachten vor 35 Jahren, um zum Thema zurückzukommen, das wird teuer für den Westen.

Dafür allerdings „angemacht“ zu werden haben wir nicht erwartet.

[Santana63]

Werden seit langer Zeit in Grabow produziert.
Ehemals in der DDR bezeichnet als "Negerküsse".

Offiziell >Berliner Schaumkuss< stand bei uns auf der Verpackung,
die ich in Ost-Berlin nahe Checkpoint Charlie,
in einer Firma "VEB Berliner Schaumkuss" von denen in 100er Kartons immer gekauft habe.
Ohne Rechnung natürlich.

Ob die mit VEB Grabower Dauerbackwaren was zu tun hatten, keine Ahnung?
Gab zwar keinen Privatverkauf offiziell,
aber für die Dienststelle (MdI) und natürlich auch für mich.
Ich glaube für 25,-Mark der Karton.
Und dann jedes mal zu Hause auf Urlaub Überfressen.
Bei uns im Ort war das absolute Bückware.


Zum Thema Renten, das läuft im Umlagesystem,
also völlig egal wer wo vorher was und wie viel Einzahlte.
Es ist kein Anspar-System. (Sparbuch)
Einzig wenn Ost Rentner in die BRD "übersiedelten", könnte man denen einen solchen "Vorwurf" machen, ist aber eigentlich genau so Quatsch.
Deren arbeitende Nachkommen konnten halt schlecht auch mit rüber,
um ihre Beiträge für die zu leisten, gab ja ne Mauer.

Mauerfall und Wiedervereinigung,
waren Damals eins der größten Konjunktur Programme für den Westen,
haben aber wohl die meisten schon Vergessen, passt nicht ins Ego.
Durch Kaufkraft und Markterweiterung, gabs ne regelrechte Goldgräber Stimmung im Westen.
Schaut Euch mal Eure Wirtschaftszahlen 88ig 89ig an. Und was da los war in der Politik.
Und auch Kohl wäre laut Umfragen vorher ohne wohl nicht wieder gewählt worden.
Der erlebte durch "Kanzler der Wiedervereinigung", eine regelrechte Auferstehung.

Wer die großen Gewinner waren, kann man alles Nachlesen für die die es Vergessen haben.
Und ja, durch das schon vorher "Genossenschaftliche" Wirtschaften im Osten in der Landwirtschaft,
saßen da meist keine Dummköpfe, die haben dann die Marktwirtschaft sehr schnell kapiert und ihre Vorteile "Genossenschaftseigentum" rigoros Ausgenutzt.
Nach Recht und Bundesgesetz halt.
Dumm gelaufen fürs restliche Fußvolk, einige kämpften noch Jahre gegen Windmühlen ohne Erfolg auf Gerechtigkeit, halt Pech gehabt.

Von Treuhand und was da alles gut gemeint/gedacht aber leider teils grottenschlecht umgesetzt wurde, und wer da sich die Leckerbissen zuschanzte,
weil nem Ossis keine Bank ne Sicherheit gab, ist nun auch kein Geheimnis mehr.
Ossis bekamen dadurch keine Firmen für "ne Mark", ein paar Invest und Arbeitsplatz "Versprechungen". usw usw
Dann die Zeiten als Eure "dritte und vierte Garde" in den Ämtern aufschlugen,
da ging es dann teils noch mal richtig bergab.
Ossis waren ja alle viel zu dumm konnten ohne Anleitung nicht mal nen Bleistift halten.
Führt alles zu weit hier alles Aufzuzählen.
Ist übrigens das was ich an der "Freien Welt" so geil finde,
einige Jahre später kann man oft wenn man es will dann Nachlesen,
wie es wirklich war.
Nur Pech, es interessiert keinen mehr, man hat ja andere Sorgen, also wieder nichts mit aus Fehlern Lernen.

Spielt aber alles keine Rolle mehr, man muß immer mit dem zurecht kommen was ist,
halt sein Blatt ausspielen, so gut man kann, das ist für alle gleich.
Klar die verteilten Blätter leider nicht, sind ja nicht im Kommunismus (Träumerwelt).

An was ich mich heute Erinnere, das mir nach Fluchthilfe für Andere,
die wollten aber selber alleine zu feige waren, dann meine eigene Ausbürgerung/Staatenloser, mit Frau und 1jährigen Kind,
Die Urkunde bekamen wir, welch ein Witz am Samstag den 11.11.89 gegen 11Uhr bei Inneres gegen 20,-Ostmark für original und jede Kopie.

Am 09.11 saß ich ab 19Uhr im besten Lokal des Städtchens,
feierten meinen Geburtstag und die Ausweisung und verpulverte mit Ex Arbeitskollegen aus meiner Schicht (war ja Schichtleiter in nem BKW), die letzten Marx Hunderter.

Da auch Genossenschaft (GPG), und in Einheiten Steuerfrei bezahlt, durch das 5 Schicht System, und teils echt harte Knochenarbeit im Winter, verdiente man deutlich mehr, wie viele zB Betriebsleiter in mittelständigen VEB Betrieben.

Bin dann gegen 23Uhr weil die Frauen der Anderen ihre Männer nicht mit gelassen haben,
alleine mit meinem schon verkauften SKODA 100 nach Berlin Invalidenstraße,
Karre abgestellt, und zu Fuß rüber, ein junges Pärchen (Studenten) hatten den gleichen Weg,
waren aber Wessis die auch mal "Gucken" waren allerdings im Osten weil Grenze komplett auf und dadurch kostenlos.
Nahmen mich in ihren total verranzten Lada Niva mit heulendem Differenzial auf den Kudamm mit, war ne tolle Nacht,
brachten mich dann mit Sonnenaufgang und der frischen BILD "Die Mauer ist Auf" und ihrer Telefonnummer drauf wieder zur Grenze.
War meine erste und letzte selbst gekaufte BILD.
(liegt hier bestimmt noch wo in nem Karton)

Dann Übersiedlung mit Neuanfang bei wirklich Null in Oberfranken,
02.01. 1990 Arbeitsaufnahme.
Dadurch am Jahresende kein volles Jahr und nur ein symbolisches Weihnachtsgeld.
Auf was man beim "Klassenfeind" auch alles so achten muß.

Richtig "Lustig" war,
dass nicht wenige "Wessis" mir immer wieder die DDR erklären wollten,
und das in fast jeder Hinsicht.
Selbst 10Jahre später auf SPs im Osten, wurde mir immer wieder erklärt wo man hier hin müsste und es billig und schön wäre.
Ich schriebs deren Begeisterung zu, was solls.
Man konnte halt mit TF- im Nummernschild nicht viel Anfangen, Internet war ja noch nicht so,
meine KU- Nummern hatte ich endlich abgelegt.

Also, von mir aus fetzt Euch hier weiter, wer mehr oder weniger oder oder,
ich kenne auf beiden Seiten top Typen, und auch ne Menge Arsch.... .
Leute vor denen ich großen Respekt habe, und welche vor denen nicht.
Zu mindestens hier herrscht für mich Einigkeit. .

[oldi45]

Hallo Mario,
toll zusammengefasst!!
Genau wie Du, startete ich auch am 2.1.1990 in der Zentrale in München von Zeppelin. War dort natürlich der aus dem Osten. Ich hatte aber keine Probleme damit und wir haben uns schnell aneinander gewöhnt.
Aber bezeichnend war, als nach ca. 2 Wochen der große Chef von Zeppelin an meinen Platz kam, um zu fragen , wie ich mit der anderen Wirtschaftswelt zurecht komme und wie ich mich fühle? Meine Antwort war: "Stellen Sie sich vor, sie müssen immer mit einem Zentnersack auf der Schulter 100m-Lauf trainieren und nun können Sie ohne diesen Sack sprinten. So fühle ich mich." Er lachte daraufhin und hat mir viel Bewegungsfreiheit gegeben.
Gruß Hajo

[Elgeba]

Zu diesem Thema empfehle ich die Lektüre des Buches von Prof.Schlomann " Operationsgebiet Bundesrepublik", darin kann man lesen, wie der MfS unsere Wirtschaft und auch das Militär ausgespäht und teilweise regelrecht vorgeführt hat.
Mit Markus Wolf hatte die DDR einen brillanten Geheimdienstchef, ich habe mich einige Jahre später lange mit ihm am Rande eines Symposiums in Wiesbaden unterhalten,der war der ideale Mann auf der richtigen Position,Hochintelligent,Skrupellos und eiskalt. Leider haben wir bis heute keinen entsprechenden Mann an der Spitze unseres Geheimdienstes, wobei ich damit den BND meine.

Gruß Arno

[Sellabah]

Ganz ehrlich fühlte ich, meine Familie hatte seit Gründung der DDR keinerlei Verbindung und Wurzeln dorthin, mich als jung arbeitender Mensch ein wenig betrogen.
Mir wurde Soli abgezogen für etwas, was meine Vorfahren allenfalls verantwortet haben. Und die Mitarbeiter "von drüben", die mein wirklich sehr sozial eingestellter Chef damals in seinen Trafobau holte, bekamen Bonusse, die uns jungen Menschen sehr aufstießen. Wenn im Aldi Angebote waren, wurde von denen die Frühstückspause von 15 Minuten auch mal eine Stunde. Wir wurden zusammengeschissen.
Man war jung und kapitalistisch, egoistisch eingestellt als junger Mensch.

Heute. Ost, West, Schwarz, Weiss, Oben oder unten ist mir völlig egal.
Überall ist gut und böse.

Wir sind Europäer. Ich lebe ein halbes Jahr in Spanien, spiele Boule mit Franzosen, meine Nachbarn sind Iren und im Mai fahr ich nach Italien.

Einzig finde ich die Straßen und den Pflegezustand in Ostdeutschland besser als in Westdeutschland.

Alles andere ist Geschichte. Die Probleme und Diktaturen ordnen sich grad vollkommen neu. Das können dann später, in 35 Jahren meine Enkel ins Forum schreiben.
Solche Tage zu feiern oder zu zelebrieren finde ich genauso wie einen Christopher Street Day für unangebracht. Es ist einfach nur Normalität.


LG
Sven