Bei unserem Hersteller kann man eigentlich wählen, ob man einen bestimmten (z.B. VI-)Grundriss als Fiat Fronttriebler/3-Achser oder mit Sprinter und Heckantrieb haben will. Die Grundrisse sind im wesentlichen gleich, die Sprinter-Modelle sind dabei aber immer ca. 15 cm länger, nicht weil sie mehr Raum im Wohnbereich bieten, sondern nur, weil der Sprintervorbau einfach um dieses Mass länger ist. Diese Länge geht grundsätzlich zugunsten/"zulasten" des Armaturenbrettvorbaus, d.h. die Distanz von der Sitzposition des Fahrer zur Unterkante der Frontscheibe ist bei Sprinter immer diese 15 cm größer. Das wirkt in der Bedienung ein wenig unhandlicher.
Der zweite Unterschied zwischen den beiden Varianten ist der Preis. Es gab (oder gibt) für beide Varianten gut ausgestattete Sondermodelle, die bis auf vielleicht 3 - 4 Positionen in der Zusatzausstattung fast gleich sind. rechnet man diese Positionen ab, besteht der Preisunterschied zwischen dem Fiat-3-Achser und dem Heck-Sprinter aus ca. 12.000,- Euro. Dies war das zweite, nicht ganz unbedeutende, Argument.
Das dritte Argument war dann aber die Probefahrt. Bei zwei unterschiedlichen Händlern konnten wir beide Varianten als 5,5 Tonner kurz probefahren. Variante 1 - MB-Sprinter 6-Zyl. 190 PS, 3,0 Liter-7-Gang-Automatik. zuerst und dann Variante 2 - Fiat Ducato 2,3 Liter-180 PS, ebenfalls mit 9-Gang-Wandlerautomatik.
Mein, ganz unmassgebliches und sicher nicht zu verallgemeinendes Urteil:
Der Sprinter wirkte keinesweg spritziger, die Leistung würde ich als ziemlich gleich beschreiben. Der MB ist leiser, aber dies wirkt sich hauptsächlich im untere Geschwindigkeitsbereich aus. Oberhalb von ca. 60 oder 70 Km/h ist der Unterschied kaum noch zu bemerken und bei 100 km/h nicht mehr vorhanden. Der 6-Zylinder im MB ist deutlich vibrationsärmer aber auch dieser Unterschied ist bei Autobahngeschwindigkeit nicht mehr zu spüren. Zum Spritkonsum kann ich nix sagen, denn dazu sind solche ja relativ kurzen Probefahrten wohl auch nicht geeignet.
Was die Fahrwerkeigenschaften angeht, wirkt der Sprinter allerdings deutlich unhandlicher und träger, die wesentlich weichere Federung macht das Fahrzeug m.M.n. schwerfälliger. Alle Reaktionen sind einerseits kräftiger (Federung/Seitenneigung) aber andereseits undeutlicher (Lenkung) und nicht so prompt wie im Fiat, der wiederum im Vergleich deutlich direkter, knackiger und (ich weiß, ein blödes Adjektiv im Zusammenhang mit Wohnmobilen) "sportlicher" wirkt. Im Sprinter hatte ich im Vergleich zum Fiat das Gefühl, ein deutlich schwereres und größeres Mobil zu bewegen. (Dabei ist die Abroll-und Poltergeräusch-Kulisse durch die Achsen auf schlechten Strecken wiederum ziemlich gleich.) Vielleicht mag der eine oder andere genau das, ich aber eben nicht, denn auch unsere PKW´s waren und sind eher von der strafferen, direkteren Sorte (berufsbedingt
).
Diese Erfahrungen haben es uns dann leicht gemacht, die 12.000 Euro und das "Sternenimage" zu sparen.
Dies Alles ist aber erstens sehr individuell, mein Eindruck und zweitens nur auf "meinen" Vergleich der 5,5 Tonner FIAT/MB-Sprinter bezogen. Wie ein 3,5 Tonnen-Frontantriebssprinter sich fährt, weiß ich halt nicht.
Ob ich allerdings den "optischen Beurteilungen" des Sprinterarmaturenbretts hier folgen kann..... Also ich finde es (mit Ausnahme der gelungenen Optik des Mbux-Systems) weder von der Materialanmutung noch von der optischen Gestaltung, vorsichtig ausgedrückt, "gelungen"
, aber auch das ist natürlich Geschmacksache.
Tom
p.s.: besser gesessen habe ich im MB-Sprinter, weil der auf der linken Seite des Fahrerfussraums deutlich mehr Platz bietet. Da ist der Fiat einfach zu kurz, um eine möglichst entspannte Beinhaltung links hinzubekommen.