Wie bin ich zum E-Auto gekommen ?
Bisher war ich ja immer der Meinung, dass ich rein faktenbasiert entscheide. Aber nachdem ich die ganze Geschichte noch mal rekapituliert hatte, ist mir klar geworden, dass das beim E-Auto zumindest anfangs nicht so war:
Mein Arbeitgeber (ein Technologieunternehmen aber nicht aus der Automobil-Industrie) fördert seit vielen Jahren E-Autos in der Firmenwagen-Flotte. Vor ca. 5 Jahren habe ich an einer Info-Veranstaltung teilgenommen, auf der man die damals verfügbaren E-Autos mal für ein paar Minuten fahren konnte: Tesla, E-Golf, Renault Zoe und noch ein paar Andere. Der Tesla war ständig ausgebucht, deshalb habe ich mal den Renault Zoe ausprobiert. Und ich war erstaunt, in einem Kleinwagen die Laufkultur eines Premium-Verbrenners zu finden.
Kurz darauf war ein neuer Firmenwagen fällig. Da wir damals Langstrecken sowieso immer mit dem Wohnmobil gefahren sind, reichte uns ein zusätzliches Kurzstrecken-Fahrzeug. Ich habe dann mal recherchiert, welcher Kleinwagen bei meinem Arbeitgeber am günstigsten zu bekommen ist und das war erstaunlicherweise der Renault Zoe. Was daran liegt, dass der monatliche Betrag, den man als Mitarbeiter für den Firmenwagen zahlen muss umso kleiner ausfällt, je weniger CO2 das Fahrzeug ausstößt. Mein Arbeitgeber ist überzeugt davon, dass E-Autos umweltfreundlicher als Verbrenner sind und ich habe das damals geglaubt, ohne selbst die Fakten zu prüfen (soviel zum Thema, dass ich faktenbasiert entscheide
).
Meine Frau musste ich erst mal überzeugen, denn die war sehr skeptisch („ich fahre mit dem Ding nicht - womöglich bleibe ich liegen“). Bestellt habe ich das Fahrzeug trotzdem (und meine Frau ist zum E-Auto Fan mutiert und hat keine Bedenken mehr, Strecken bis an die Grenze der Reichweite zu fahren).
Nachdem das E-Auto dann bei uns eingetrudelt war, haben die Diskussionen mit Freunden und Verwandten begonnen. Außerdem hatte ich einen Beitrag im Vorgänger-Forum gestartet, in dem dann ebenfalls heftig über E-Autos diskutiert wurde. Der Großteil des Feedbacks über unser E-Auto war negativ und ich war erst mal überrascht, wie emotional die Gegner reagiert haben. Da hatte ich wohl in ein Wespennest gestochen.
Das war allerdings auch der Punkt, wo ich mich dann ernsthaft mit den Fakten zum Thema E-Auto befasst habe.
Zunächst war ich verunsichert, denn die Argumente der E-Auto Gegner klangen durchaus plausibel: „Lokal hat das E-Auto zwar keine Emissionen, aber bei Stromproduktion fallen CO2 und andere Schadstoffe an.“ Stimmt, aber irgendwann bin ich draufgekommen, dass man bei Verbrennern ja dann ebenfalls die CO2 Emission bei der Förderung von Rohöl, der Raffinierung und dem Transport berücksichtigen muss, wenn man einen objektiven Vergleich durchführen will.
Anderes Beispiel: „Die Förderung der Rohstoffe für die Batterie ist umweltschädlich“. Stimmt, aber bei der Förderung von Öl gibt es ebenfalls massive Umweltschäden: explodierende Ölplattformen, verseuchte Gebiete rund um die Bohrlöcher und zerstörte Ökosysteme im Meer durch zerbrochene Tanker. Bei diesem Beispiel kommt auch noch die Größenordnung hinzu: für eine Batterie benötig man Material von ca. 300 kg (Renault Zoe). Ein entsprechender Verbrenner verbraucht im Laufe von 200000 km aber ca. 10000 - 15000 Liter Diesel. Also mehr als die dreißigfache Masse an umweltschädlich produziertem Material.
Ich will jetzt nicht alle Argumente und Fakten zu E-Autos wiederholen, die wir ja schon ausreichend in anderen Threads diskutiert haben. Dieser Thread handelt ja davon, wem oder was man glaubt.
Und ich denke bei mir ist das so:
- In unwichtigen Dingen glaube ich Menschen / Medien, mit denen ich bisher gute Erfahrungen gemacht habe
- In wichtigen Dingen recherchiere ich tiefer - da glaube ich nicht einfach mehr, was mir Andere erzählen
- Manchmal kann ich die Fakten nicht absolut betrachten
(E-Autos sind nicht umweltfreundlich - Stimmt ! ), sondern relativ zur Alternative (Verbrenner sind viel umweltschädlicher !)
(Impfen kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen - Stimmt ! Aber Nicht-Impfen ist statistisch gesehen noch viel gefährlicher !)
- Außerdem versuche ich auch die Größenordnung zu berücksichtigen (Für E-Autos und Verbrenner werden Rohstoffe in umweltschädlicher Weise gefördert - Stimmt ! Aber beim Verbrenner eben viel mehr !)
Ich gebe zu, es ist wirklich aufwändig sich umfassend und objektiv zu einem Thema zu informieren. Genau genommen habe ich das in den letzten Jahren auch nur bei 2 Themen gemacht:
- Bei E-Autos
- Bei der Frage, wie unser Geldsystem funktioniert (aber das ist ein anderes Thema - falls Jemand das diskutieren möchte, bitte einen separaten Thread aufmachen)